Champagne -vegan in der französischen Provinz

Champagne -vegan in der französischen Provinz

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Wir betrachten diesen Text als Reise- und Erfahrungsbericht, andere sehen ihn ggf. als WERBUNG, wenn auch unbezahlt.

Eines vorweg: Ich, der ältere Teil von veganundmunter, liebe Frankreich, seit ich als Teenager einmal im Ferienlager und einmal als Austauschschülerin hier war, also schon sehr, sehr lange. Mein großer Traum ist es, das ganze Land einmal erkundet zu haben. Deshalb sind meistens einwöchige Kurzurlaube mit dem Auto im Frühjahr oder im Herbst  geplant. „Frankreichs „plattes Land“  ohne Fahrzeug zu erkunden, ist nämlich sehr schwierig. Gewohnt wird immer in Ferienwohnungen oder -häusern in kleinen Dörfern, die auf einheimischen Seiten angeboten werden. Die sind immer preiswerter als alle anderen Angebote. Außerdem sollte die Unterkunft möglichst nie mehr als 40km von interessanten Zielen entfernt liegen, damit man nicht mehr Zeit im Fahrzeug als außerhalb verbringt. Campingplätze gibt es natürlich auch, aber die sind zu meinen Reisezeiten (noch) nicht (mehr) geöffnet.

In der Champagne war ich, damals noch als Vegetarier, vor vier Jahren schon einmal unterwegs. Im Herbst herrschen tagsüber eigentlich immer noch zweistellige Temperaturen und das Wetter ist in der Regel sehr gut. Dieses Mal regnete es nur einmal. Auf die diesjährige Herbstreise habe ich ein Jahr lang gespart. Ich wollte meinen 60. Geburtstag ohne große Feier und die dazu notwendigen Vobereitungen in der Küche verbringen. Dieses Mal liegt das „Zuhause“ in Moslins, einem Dorf knapp 10 km von der kleinen Stadt  Épernay entfernt. Épernay ist mit über 140km Champagnerkellern unter der Stadt  die Champagnerhauptstadt und berühmt für seine Avenue de Champagne, einer breiten und noblen Straße, an der die bekannten Champagnerproduzenten zu finden sind, deren Erzeugnisse zum Teil auch in deutschen Supermarktregalen stehen. Wer sich für die Champagnerherstellung interessiert, sollte bei Mercier unbedingt eine Besichtigungstour mit deutschem Audiobegleiter mitmachen. Champagner an sich ist vegan, jedoch nicht unbedingt der Wein, aus dem er hergestellt wird. Es gibt dazu diverse Informationen im Internet, unter anderem einen Blog, der allerdings 80€ pro Flasche für einen bezahlbaren Champagner hält. Ohne mich – ich trinke nie Sekt, liebe aber Champagner und genieße ihn zu besonderen Anlässen, aber nicht zu diesem Preis.

Ich habe dieses Mal nur Produzenten in den 17 Grand Cru-Dörfern besucht und dabei drei gefunden, die vegane Champganer herstellen. Bei einem Besuch wurde offen gesagt, dass man nicht wisse, ob der Wein frei von tierischen Zusätzen sei, bei einem anderen bekam ich die ironische Antwort „immer diese Öko-Deutschen“. Es gibt außerdem einen Demeter-Bio-Champagner-Produzenten. Champagner vegan und auch noch Bio, das wäre es doch…  Der hatte zwar ein „Geöffnet und Willkommensschild“ an seiner offenen Hoftür stehen, meinte dann aber, man hätte einen Termin vereinbaren müssen. Das hat mich sehr geärgert, denn diese Reise war sehr gut geplant und vorbereitet. Dort, wo es verlangt wurde, waren vorab nämlich Termine vereinbart worden. Aber dieser Homepage war und ist wirklich nicht zu entnehmen, dass man einen Termin braucht. So  konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, ob der Bio-Champagner auch vegan ist.

Vegane Champagner gibt es von Ayala.           Dort hatte ich einen Termin und habe den „Brut Nature“, ganz ohne Zucker, und den „Brut Majeur“ probiert und auch gekauft.

 

Ayala ist in Ay zu finden und gibt sich, auch innen, sehr exklusiv. Man ist stolz darauf, dass es diesen Champagner in keinem Supermarkt zu kaufen gibt. Die „dégustation“ (das Probieren) war sehr entspannt und Beratung in akzentfreiem Englisch sehr freundlich. Man muss übrigens nichts kaufen. Man zahlt zwischen 5 und 7€ für ein Probeglas. Entweder schluckt man den Champagner ganz oder halt zum Teil. In diesem Fall spuckt man ihn einfach in ein Gefäß oder gießt den Rest einfach dort hinein, wenn einem ein Schluck schon genügt hat.

Ebenfalls in Ay, ohne Termin zu den Öffnungszeiten, kann man Hamm, einen Familienbetrieb mit elsässischen Wurzeln, besuchen. Als ich zur Probe dort war, saßen ein paar Briten am Nebentisch. Sie fragten, ob ich Englisch spräche und erzählten, sie hätten vor 30 Jahren bei Hamm während der Weinlese gejobt und seien nun auf Besuch hier. Und prompt hatte der Besitzer Fotos zur Hand, auf denen er und die Männer bei der Arbeit zu sehen waren. Hamms Champagner ist ebenfalls vegan.

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Beim dritten veganen Produzenten handelt es sich um eine Kooperative in Mailly (man beachte die Einwohnerzahl!), bei der ich auch schon vor vier Jahren war und das erste Mal im Leben zwölf Flaschen Champagner auf einmal gekauft habe, die übrigens bis dieses Jahr gereicht haben. Dieses Mal wurde sogar Deutsch gesprochen, was wirklich nett gemeint, aber für die Aufrechterhaltung meiner Französischkenntnisse  nicht so hilfreich war. Auch diesen Champagner bekommt man nicht im Supermarkt. Er war und ist mein absoluter Favorit.

Woran es hier überall leider absolut magelt, sind Cafés. In den Dörfern, in denen man früher im Bar-Tabac-Presse-Laden, einen petit café oder einen café au lait bekommen konnte, einen Lebensmittel-Laden und wenigstens einen Bäcker fand, gibt es heute nichts mehr. Wenn man Glück hat, kommt täglich ein Bäckerwagen in den Ort oder man muss sich sein Brot halt am „Distributeur“ holen.

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Busse fahren eigentlich nur noch, wenn es Schulkinder im Dorf gibt. In der Landflucht unterschiedet sich Frankreich nicht von Deutschland.

Gut 3km von Mailly entfernt, in Ludes, gibt es ein/e urige/s „Bar – Resto“ namens Le CQ. Das war ein Tipp der Postzustellerin, die ich einfach gefragt habe, ob man irgendwo eine Chance auf einen Kaffee hat. Dort gibt es Kaffee und auch einen Mittagstisch, natürlich weder vegan noch vegetarisch, aber einfach nur Pommes oder einen Salat bekommt man ohne Probleme.  Abgesehen vom üppigen Decken- und Wandschmuck scheint es auch einen (ehemaligen?) Agatha Christie-Liebhaber zu geben.

Frankreich und vegetarisch oder gar vegan – das sind, wohl abgesehen von Paris,  immer noch Welten. Vegetarisch wird gerade unter den älteren Menschen allgemein wohl noch als spinnert akzeptiert, aber bei vegan stößt man auf blankes Unverständnis und auch Unwissenheit.

Das war aber schon vom letzten, zweiwöchigen Sommerfamilienurlaub in der Auvergne bekannt. Deshalb kauft man vorab gezielt ein und nimmt alles Benötigte mit, damit etwas Gescheites gekocht werden kann. Mit im Gepäck sind immer Aufbackbrötchen, abgepacktes Vollkornbrot, Sojasahne, Brotaufstriche und veganer Aufschnitt.

Bei den Begrifflichkeiten muss man aufpassen. Végétarien ist klar, aber dann gibt es noch végétalien und vegan. Viele denken, végétalien und vegan sei dasselbe, ist es aber nicht. Außerdem ist végétalien nicht eindeutig definiert. Eine Definiton lautet, vegan bedeute „vegan essend“ und végétalien bedeute „vegan lebend“. Am besten ist es daher immer, genau nachzufragen oder auf Packungen nachzulesen.

Irgendwo auf der grünen Wiese findet sich dann meistens ein Super- oder gar ein Hypermarché, wo es dann auch eine gewisse Auswahl an veganen Lebensmitteln gibt. Sojajoghurt von „Sojasun“ und auch andere Produkte von dieser Firma habe ich häufig gesehen. Leider gilt, dass je kleiner der Ort, desto kleiner auch die Auswahl im Supermarkt ist. Ein weiterer Hersteller ist „Bjorg“, dessen Produkte zwar alle „bio“ sind, aber nicht unbedingt vegan. Dasselbe gilt für „Jardin BiO“ Die Aufschriften auf solchen Verpackungen sind dann auch immer nur in französischer Sprache. Alpro-Produkte sind zum Teil auch erhältlich. Man muss halt viel suchen, schauen und lesen. Die veganen Lebensmittel finden sich häufig bei den Bioangeboten und den Lebensmitteln für Allergiker. Natürlich gibt es riesige Ost- und Gemüseabteilungen, dort wird besonderer Wert auf lokale und regionale Produkte gelegt. Bei TK-Gemüsemischungen sind die Franzosen übrigens viel einfallsreicher und man findet die interessantesten Kombinationen, selbst eine leckere Pilzmischung habe ich entdeckt. Hier die „Auswahl“ des am nächsten gelegenen Supermarktes, E.Leclerc in Pierry.

Drei Tage war ich „in Sachen Champagner“ unterwegs. Für den vierten Tag war eine Fahrt nach Châlons-en-Champagne geplant. Diese Stadt stand vor vier Jahren nicht auf meinem Programm. Sie wird auch Klein-Venedig genant, weil sie von Flüssen und Kanälen durchzogen ist. Hier kann man wunderbar spazieren gehen und sich dabei die große Parkanlage anschauen, den „Jard“, der aus drei Gärten besteht, dem Petit Jard, dem Grand Jard und dem Jard Anglais.

Wer sich für Architektur und Geschichte interessiert, ist hier gut aufgehoben, kann sich viele Kirchen ansehen und hat vier Museen zur Auswahl.

Ich hatte mir vorab das Restaurant „Namaste India“ ausgesucht, weil die Chance auf veganes Essen in einem indischen Restaurant doch sehr hoch ist.

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Ausgesucht habe ich mir ein Linsencurry, dazu Safran-Basmatireis und ein Naan. Dazu serviert wurden drei Saucen, eine süße, eine scharfe und eine Minzsauce. Geschmeckt hat das alles ganz vorzüglich.

 

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In Frankreich ist es übrigens viel günstiger, mittags essen zu gehen, weil  dann immer preiswerte Menüs angeboten werden.  Abends kann man in der Regel nur à la carte essen und das ist immer teurer. Interessant ist auch, dass Parkscheinzeiten in der Zeit von 12 bis 14 Uhr nicht gelten. Beträgt die Höchstparkdauer vier Stunden und man wirft um 10 Uhr den entsprechenden Betrag ein, dann geht die Parkzeit bis 16 Uhr. So kann man in Ruhe mittagessen.

Nicht weit vom Restaurant entfent und zum selben Gebäudekomplex gehörend gibt es einen Carrefour-Supermarkt. Dort fiel die Auswahl an Veganem entsprechend der Größe der Stadt auch etwas üppiger aus. Besonders gut gefallen aber haben mir die Selbstbedienungsgefäße, aus denen man sich außer den üblichen Müslikomponenten u.a. auch Hülsenfrüchte abfüllen kann.

Und natürlich fnden sich auch etliche Möglichkeiten zu einer Kaffeepause. Milchkaffee kann man aber auch hier knicken, zumindest habe ich in den kleineren Städten nirgends ein Angebot mit Sojadrink oder anderer Milchalternative gefunden.

So war ich gespannt auf die veganen Ausichten in der  mit gut 180.000 Einwohnern „große“ Stadt – Reims. Ich kannte die Stadt schon. Reims und konnte mich deshalb voll auf die vegane Erkundung konzentrieren. Meine Tour begann mit der großen Markthalle, in der freitags ab 6 Uhr von den Erzeugern auf dem „Marché Bio“ lokale und regionale Bio-Produkte angeboten werden. Leider stimmten die Websiteangaben nicht. Zwar waren etliche Erzeuger dort, aber es wurden keine Bioprodukte  angeboten. Ich werde in Zukunft nur noch auf originale Seiten gehen. Dann hätte ich gewusst, dass der Biomarkt immer nur von 16 bis 20 Uhr abgehalten wird.

War nicht schlimm, denn so kommt man ein wenig herum. Bioläden gibt es so einige, u.a. Natureva, Biocoop Saint Thomas und Naturalia.

Ich war nur bei Naturalia und habe mich gefreut, dort Sojade-Joghurt zu bekommen. Quasi gegenüber gab es zu meinem großen Erstaunen diesen Laden.

Dass es ein „Unverpackt-Geschäft“ geben würde, hätte ich nie gedacht. Nach wie vor empfinde ich Frankreich als sehr verpackungswütig und auch die Mülltrennnung könnte noch verbessert werden. Es hat mich doch sehr gewundert, keinen Glascontainer in einem Gebiet zu finden, das hauptsächlich vom Verkauf von Wein und Champagner lebt. Zum Ferienhaus gehörten zwei Mülltonnen, eine für Rest- und eine für Verpackungsmüll. Papier und Papier wird auch nicht extra gesammelt, sondern gehört in den Verpackungsmüll. In den Supermärkten wurde meine Stofftasche irgendwie immer belächelt.

In der Stadtmitte entdeckte ich außerdem diesen zwar leicht esoterisch angehaucht, aber trotzdem interessanten und sehr gut besuchten Laden, in dem es wie der Name schon sagt  u.a. Bücher, vegane Kochbücher, (Montessori-)Holzspielzeug zu entdecken gibt. Die Kette betreibt auch ein Geschäft in München.

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Will man nur einen veganen Snack essen, ist man bei Lou Creative Food  (gibt es inzwischen leider nicht mehr)gut aufgehoben. Hier gibt es dann endlich auch veganen Milchkaffee.

Die Krönung aber ist das einzige vegane Restaurant in der ganzen Champagne – La Végé Table. Leider musste es bedingt durch die Corona-Pandemie inzwischen schließen. Wir empehlen, wenn das Reisen irgendwann mal wieder möglich ist, online zu informieren und auf jeden Fall auch die angegebene Website zu besuchen, sich nach veganen Optionen zu erkundigen und vorab zu reservieren, denn erst dann herrscht Gewissheit, dass das Restaurant noch existiert und wirklich auch vegane Speisen anbietet.

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Es ist sehr klein und bietet Platz für gut 20 Personen. Sonntags und montags hat es geschlossen. Man beachte außerdem die Öffnungszeiten! Vorsichtshalber hatte ich dort vorab per Mail einen Tisch für 2 Personen reserviert.  Beim Betreten ist man in einem kleinen Raum mit einem Tisch für 2 Personen, einer Theke und der für den Besucher offen einsehbaren Küche. Gegessen wird im ersten Stock.  Dadurch ist das Restaurant leider nicht barrierefrei. Das Menü, es werden jeweils zwei Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts angeboten, wechselt täglich. Die Speisen sind nicht nur vegan, sondern auch bio und aus regionalen Produkten hergestellt. Der Besitzer selbst lebt seit langem vegan und weil er ein veganes Restaurant vermisste, eröffnete er halt eins.

 

Zu zweit war die Essenswahl recht einfach, jeder nahm eine der Vorspeisen, eines der Hauptgerichte und eines der Desserts mit der Option, beim anderen probiern zu dürfen. Beim Hauptgericht kam es dann sogar zum Speisentausch.

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Als Vorspeisen gab es Süßkartofffelgratin mit Tomaten und kleine Bierteigbrötchen mit einem Champignonragout für jeweils 3 €  und beides total lecker.

Als Hauptgerichte standen Spaghetti Bolognese und mit Tomaten gefüllte Paprikaschoten  auf Hirse zur Auswahl. Waren meinem Gegenüber die Spaghetti zu profan, wurden sie doch gegen die Paprikaschoten umgetauscht, die mir wie auch die Spaghetti  sehr gut geschmeckt haben. 12€ für ein Hauptgericht sind ein stolzer Preis, aber hier sind Lebensmittel generell teurer als in Deutschland.

Die Desserts kosteten jeweils 4€ und kamen bei uns nicht so gut an. Der Brownie mit Pecanüssen hätte gut eine Vanilllesauce dazu vertragen. Der Crêpe mit einer Sauce aus Apfelkompott und Mandelmus (denke ich jedenfalls) und frischen Äpfeln war zwar eine gute Idee und die Sauce schmeckte himmlisch, aber der Crêpe selbst war ein wenig zäh und im Mund dann gummiartig. Ich selbst habe mich aber auch noch nicht an veganen Crêpes versucht, werde es aber sicherlich bald einmal tun. Außerdem kommen die ja aus der Bretagne…

 

 

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