Vegan in Erfurt

Vegan in Erfurt

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Wir betrachten diesen Text als Reisebericht. Er enthält aber Links, die, wenn auch unbezahlt,  WERBUNG sein könnten.

Nach Erfurt wollten wir eigentlich schon immer mal. Deshalb beschlossen wir Anfang des Jahres, Mitte März ein verlängertes Wochenende, Samstag hin und Dienstag zurück, dort zu verbringen. Wir dachten nicht im Traum daran, dass es reichlich schneien und die Tagestemperatur dann auf -10 Grad sinken würde…
Eigentlich wollten wir mit der Bahn fahren, nahmen bei den Ticketpreisen aber Abstand und doch das Auto. Zwar rutschten wir, weil auf der Autobahn wegen Blitzeis nichts mehr ging, recht langsam durch den Harz, waren aber letztlich froh, denn bei der Bahn ging dann auch nichts mehr…

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Erfurt, thüringische Landeshauptstadt, ist mit 213.000 Einwohnern durchaus überschaubar und als Luther-, Dom- und Blumenstadt bekannt. Die Geschichte Erfurts ist, vor allem, was das 20. Jahrhundert betrifft,  durchaus interessant und kann hier kurz nachgelesen werden. Touristen bietet Erfurt natürlich diverse, auch für Kinder interessante Museen, die hier in einer Tabelle übersichtlich dargestellt sind,  eine wunderschöne Altstadt, den größten Garten Thüringens, etliche Schwimmbäder und einen Trampolin“park“. Kinder unter 7 Jahren dürfen hier nur in Begleitung eines Erwachsenen springen. Wir empfehlen dringend, mit Kindern nur in wärmeren Monaten nach Erfurt zu reisen.

Wegen eines unschlagbar günstigen Angebotes übernachteten wir in einem Hotel, das auf rechtzeitige Nachfrage auch ein veganes Frühstück anbietet. Dagegen wird im Hotelrestaurant sowohl im Service als auch in der Küche unter dem Begriff „vegan“ leider „vegetarisch“ verstanden.  Wir hätten einen Abend gern in diesem Restaurant gegessen. Auf unsere E-Mail-Anfrage bekamen wir keine Antwort, telefonisch konnten wir auch niemanden erreichen, also versuchten wir es über die Rezeption und durften mit dem Personal dort selbst sprechen. Da für Veganer lediglich ein Salat angeboten werden konnte, verzichteten wir. Vegetarier hätten abends noch zwei Restportionen Käsespätzle vom Mittag oder das restliche Risotto bekommen können. Dafür war das Hotel aber super, das Personal freundlich und zuvorkommend, die Lage ausgezeichnet und die Parkgebühren hielten sich auch in Grenzen. Beim Einchecken bekamen wir sofort Informationen zum WLAN und einen Stadtplan überreicht.

Nachdem wir am frühen Nachmittag unser Zimmer bezogen hatten, machten wir uns  auf den Weg in die Stadt. Es war bitterkalt, ein eisiger Ostwind herrschte, aber wir brauchten dringend einen Kaffee. Wir betraten deshalb das erstbeste Café, denn Kaffee ist überall vegan…

Anschließend gingen wir zur Touristeninformation. Wir finden sie, ebenso wie die Online-Informationen zu Erfurt, durchaus verbesserungswürdig. Ein Blick in die Broschüren „Gastronomischer Stadtbummel“ (für Veganer voll entbehrlich) und „Einkaufsbummel in der Altstadt“ lässt den Schluss zu, dass nur Geschäfte darin vorgestellt werden, die sich an der Finanzierung der Druckerzeugnisse beteiligt haben.

Dann überquerten wir die in unmittelbarer Nähe liegende Krämerbrücke.

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Hier ist die Rückseite zu sehen. Dort besuchten wir wegen der wahnsinnigen Kälte fast jedes Geschäft.  Am besten gefielen uns erstens der Schokoladen- und Eishersteller Goldhelm, bei dem alle dunklen Schokoladen vegan sind. Ob es vegane Eissorten gibt, fragten wir nicht, da uns bei -10 Grad wirklich nicht nach Eis zumute war.

Auch am besten gefiel uns zweitens die mehrfach ausgezeichnete Buchhandlung Tintenherz.  Für uns interessant waren außerdem das „Kardamom“ und der „Linkshänderladen„.

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Wir machten uns dann auf den Weg Richtung Dom und erlebten  und rochen auf dem Platz live davor die 12. Auflage des Bratwurstspektakels „Rostkultur 2018“… Vegane Bratwurst gab es natürlich nirgends, aber etwas haben wir dort doch entdeckt:

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Dann ging es hinauf auf den Domberg

und natürlich in den Dom und in die benachbarte Severikirche mit ihrer beeindruckenden Orgel, die wir leider nicht gespielt hören konnten:

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Für abends hatten wir bei „Green Republic“ reserviert und das war gut so, denn sonst hätten wir dort keinen Platz bekommen. Toll war bei der Kälte, dass die Johannesstraße um die Ecke des Hotels lag.

„Green Republic“ ist das einzige vegane Bistro in der ganzen Stadt und bietet gerade mal Platz für 18 Leute, wenn wir richtig gezählt haben. Hier die für ein Bistro übliche Speisekarte

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Gegessen haben wir Vöner und den Gyrosteller mit Fritten und waren zufrieden und satt.

Der Sonntag begann mit einem Frühstück im „Café Füchsen“ in der Hütergasse.

Auch dort hatten wir reserviert und auch das war aus denselben Gründen wie beim „Green Republic“ gut so. Das Café ist zwar sehr gemütlich, aber auch klein und eng. Knapp 30 Leute passen nach unserer Rechnung gleichzeitig hinein. Frühstück und Kaffee schmeckten uns gut.

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Besonders lecker war der gegrillte Tofu, die Kiwi?-Marmelade fanden wir viel zu süß. Die frischen Beilagen auf dem Teller animierten und zum Designen von Brötchen:

Eine vegane Suppe hätten wir auch bekommen können:

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Nach Kuchen erkundigten wir uns nicht, da hatten wir nämlich andere Pläne. Wir empfahlen ja bereits, im Sommer nach Erfurt zu fahren, da böte dann auch das „Füchsen“ mehr Platz. Außerdem gibt es nebenan einen riesigen Spielplatz.

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Nach dem Frühstück nahmen wir uns Zeit für ein wenig Kultur und zwei Museumsbesuche – auch etwas, bei dem man der Kälte entfliehen kann. So gingen wir ins Angermuseum und sahen uns außer dem Bestand drei Sonderausstellungen an, alle mit direktem Bezug zu Erfurt. Eine davon ist bis Dezember 2019 zu sehen.

Nach viel Sucherei fanden wir dann endlich das einzig private Erfurter Museum.

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Es bietet interessante Einblicke in vergangene Zeiten und die Betreuung ist ausgesprochen freundlich. Die  Links sind nicht gerade sehr aktuell und sollten vom Musuem mal überarbeitet werden. Es ist auch recht eng und für Kinder nur begrenzt interessant, weil es fast nichts zum Spielen gibt. Die außen noch hängende Weihnachtsdeko passte übrigens hervorragend zum Wetter. Toll anzusehen waren die Miniaturgeschäfte:

Leider gibt es dieses Museum inzwischen nicht mehr.

Kuchen bzw. Cupcakes bekamen wir dann im Zucker und Zimt in der Markstraße. Dort gibt es ein veganes Angebot an Eis und Cupcakes – sehr lecker. Für ein  Eis war es uns immer noch zu kalt…

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Wie alles, was wir bislang kennengelernt hatten, bot sich auch hier wenig Platz.

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Einen Tag später entdeckten wir ein weiteres „Zucker und Zimt“ in der Schuhstraße. Ob sie zusammengehören, wissen wir aber nicht.

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Abends gingen wir dann in das afghanische Restaurant „Safa“. Die Johannesstraße ist ganz schön lang…  Ein wenig kurios fanden wir die mit Kunststoff bezogenen Sitzflächen und Rückenlehnen aller Stühle dort. So verlockend sich die Werbung auch liest, so klein ist dann das tatsächliche vegane Angebot. Aber das sehr einfache  Essen, ein Linsengericht und ein Reis mit Berberitzen, hat geschmeckt.

Dieses Restaurant gibt es leider nicht mehr!

Nachtrag Juli 2021: Es gibt dort jetzt ein türkisches Restuarant namens „Bâ Badiyel„, das ein zwar überschaubares, aber leckeres veganes Angebot haben soll. Außerdem kann im libanesischen Reestaurant „Sultan“ u.a.eine vegane Platte bestellt werden,  durchaus genug für zwei Personen. Vielen Dank L.R. für diese Informationen über facebook!

Der Montag begann mit einem Frühstück im „Café Wildfang“. Obwohl wir für 30 Minuten nach der Öffnungszeit für ein veganes Frühstück reserviert hatten, war das Café bei unserem Eintreffen noch geschlossen und wir bekamen schon Panik.

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Es stellte sich dann heraus, dass jemand ausgefallen war. Das vegane Angebot war dann mit einem Aufstrich aus dem (gekauften) Glas äußerst beschränkt. Aber Milchersatz gab es massenhaft.

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Ein veganes Mittagsgericht oder Stück Kuchen hätten wir bekommen können. Wir waren ein wenig traurig, weil wir uns ja extra als vegan hatten vormerken lassen. Unsere Reservierung fand sich später dann auch in einem Büchlein. Gebracht hat sie uns in diesem Fall gar nichts. Im Gegensatz zu allen anderen von uns besuchten Cafés war dieses richtig geräumig. Für einen Besuch mit Kindern ist das „Wildfang“ ideal, das sagt eigentlich schon der Name. Die Fotos spechen für sich. Das Café liegt am sogenannten Hirschgarten, einem Platz, an dem es auch einen Spielplatz und Springbrunnen gibt.

Bevor wir durch die Geschäfte bummeln wollten, erklommen wir tapfer den steilen Petersberg, um zur Zitadelle zu gelangen. Für den Abstieg nahmen wir einen für Toruristen unüblichen Weg und sahen so, dass es auch abseits sehr schöne Ecken und vor allem viele kleine Brücken in Erfurt gibt.

Auf dem Rückweg machten wir Halt im „Café Hilgenfeld“, wo es den besten Kaffee der Stadt zum Trinken und Kaufen geben soll. Auch dieses Café ist klein und eng, aber gemütlich.

Nur wenige Schritte weiter schlägt das Veganerherz dann höher.  Die gemütliche „Caféthek“  der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt bietet vegane Getränke aller Art, Spielzeug und eine Bücherkiste für Kinder, aktuelle Zeitungen sowie freies WLan.

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Gegenüber findet sich eines der Schnellrestaurants der „Nudelmacher“ , das bei jeder Internet-Suche nach veganen Möglichkeiten in Erfurt genannt wird. Leckere vegane Nudelgerichte können wir selbst erfinden. Dehalb aßen wir dort nicht.

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Auf unserer Liste stand noch „Klara Grün“. Beachtet bitte die Öffnungszeiten!

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Es ist ähnlich wie das „Wildfang“ eher geräumig und die Tische stehen nicht so eng aneinander. Hier gibt es freies WLan sowie Speisen und Getränke nach diesem Motto:

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Außer Milchersatz und meist einer Sorte Kuchen gibt es hier nichts Veganes. Der Blaubeerkuchen mit Schokoladenboden war geschmacklich in Ordnung, seine Konsistenz leider gar nicht: Der Boden war irgendwie nicht durch und der recht dünne Belag entwickelte sich im Mund zu einer gummiartigen Masse.

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Dagegen ist der Karottenkuchen im Grünen Herz ein wahrer Genuss.

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An unserem letzten Abend schlossen wir dann einen Kompromiss, denn wir wollten sowohl ins „Cognito“ , das auch Frühstück anbietet, als auch ins „Ibras“.  Mit zwei Etagen sowie einem Getränke- und einem Speisetresen ist das „Cognito“ wirklich riesig zu nennen. Vegane Speisen sind an zwei Möhren zu erkennen.

Hier aßen wir unsere Vorspeise: Quinoasalat bzw.  Karotteningwersuppe.

Danach ging es zum Hauptgericht weiter ins „Ibras“, das von unserem Hotel nur einen Katzensprung entfernt lag. Dort kann man nicht reservieren, es ist gefühlt immer voll, durch den Außerhausverkauf herrscht ein ständiges Kommen und Gehen und wir hatten wirklich Glück, zwei Sitzplätze ergattern zu können. Dasselbe dachten die beiden, die dann unseren Tisch „übernahmen“ dann auch. Es gibt einen veganen Teller, der geschmacklich und auch preislich in Ordnung ist. Leider stand auf der Karte nichts von Erdnusssoße, die reichlich über das leckere Essen verteilt wurde und so den Geschmack allen Gemüses leider total vernichtete. Also bei Erdnussallergie oder -Erdnussoßenhass bei der Bestellung darauf hinweisen. Fazit: Essen eigentlich lecker, aber laut, eng und ungemütlich. Außerdem bleiben sämtliche Essensgerüche in Haaren und Kleidung haften.

Das waren unsere persönlichen Essenserfahrungen. Kalte und warme Snacks gibt es laut städtischer Broschüre wohl auch im „Organics“, einem Naturkostladen am Dom.

Wer nach ökologischer Kinderkleidung sucht, wird gleich in zwei Geschäften fündig, dem „finkid Concept Store„, der auch Spielwaren und Kleidung für die Eltern sowie die Möglichkeit der Onlinebestellung anbietet, und „fräulein marie“ mit Schönem für Groß und Klein, quasi neben „Klara Grün“.

Kindern gefallen sicherlich die diversen, im Stadtgebiet verteilten, aus Büchern oder dem Fernsehen bekannten Figuren wie

Zu Geschäften hier noch ein paar Anmerkungen: Je nach Geschmack und persönlichen Interessen finden sich rund um den Fischmarkt, den Anger und die Lange Brücke, in der Markstraße und dem Andreasviertel sowie am Willy-Brandt-Platz  entlang und auch sonst in entlegenen Ecken und Winkeln außer den üblichen Filialen großer Handelsketten durchaus feine, kleine Geschäfte. Aufgefallen sind uns die vielen Whisky und Whiskeyanbieter.  Hier noch ein paar fotografische Impressionen:

 

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