Wasser, unser wichtigstes Gut – 3- virtuelles Wasser
Virtuelles Wasser ist unser drittes Wassserthema. Vielen ist der Begriff virtuelles Wasser noch völlig unbekannt. Deshalb thematiseren wir virtuelles Wasser in unserer Wasserreihe.
Dass wir bewusst mit Wasser umgehen müssen, beschreiben wir hier.
Darüber, wie wir unseren persönlichen Wasserverbrauch senken können, berichten wir hier.
Nach Aussage des Statistischen Bundesamtes braucht jede/r Bundesbürger*in täglich ungefähr 120 Liter Wasser.1
Was ist virtuelles Wasser?
Diese Menge bezieht sich aber nur auf für uns sichtbares Wasser. Wir verbrauchen aber auch täglich für uns unsichtbares Wasser. Unsichtbares ist auch als indirektes oder virtuelles Wasser bekannt. Damit gemeint ist die tatsächliche Menge Wasser, die zur Herstellung eines Konsumgutes verbraucht wird. Dieser Begriff wurde von dem britischen Umweltwissenschaftler J.A. Allen zu Beginn der 1990er-Jahre geprägt. Er entwickelte eine Methode, mit deren Hilfe die tatsächliche Menge an Wasser gemessen werden kann, welche in einem Konsumgut steckt, von der Produktion über den Transport und Handel bis in unsere Wohnung.2 Aus dieser Methode entstand ein Konzept, das dazu dienen soll, „in wasserarmen Regionen den sinnvollen und nachhaltigen Einsatz der Ressource Wasser zu steuern […] und in wasserreichen Gebieten aufzuzeigen, „welche Wassermengen sie zusätzlich zu den eigenen Ressourcen importieren und wie sie damit die Wasserbilanz anderer Länder belasten. Die Analyse des virtuellen Wassers und seiner globalen Bewegung kann somit helfen, die Ressource Wasser effektiver zu nutzen und gerechter zu verteilen.“3
Durch unseren täglichen Konsum steigt also gleichzeitig unser täglicher Wasserverbrauch stark an. Das ist den meisten Verbraucher*innen oft nicht bekannt. Addieren wir unseren täglichen virtuellen Wasserverbrauch zu unserem Verbrauch sichtbaren Trinkwassers, dann kommen wir schnell auf einen „Gesamtwasserverbrauch von durchschnittlich 5300 Litern pro Kopf und Tag.“4
Wie viel Wasser steckt in unseren Lebensmitteln und Konsumgütern?
Mulisch und Winter haben einige „Beispiele für den Wasserbedarf bei der Herstellung verschiedener Produkte“5 in einer Tabelle6 zusammengestellt, die wir hier gekürzt aufführen. Online sind diverse ähnliche Tabellen zu finden.
Produkt | Wasserbedarf in Litern für |
die Herstellung | |
ein PKW Kleinwagen | 300.000 – 800.000 |
1 Kilogramm Rindfleisch | 14.000 |
1 Jeans | 6000 – 10.000 |
1T-Shirt | 2000 – 4000 |
1 Kilogramm Reis | 3000 |
1 Kilogramm Mehl | 1500 |
1 Liter Kaffee | 1200 |
1 Kilogramm Kartoffeln | 250 |
1 Tomate | 32 |
2002 entwickelte der Niederländer A. Y. Hoekstra den Wasserfußabdruck 7, der den tatsächlichen Verbrauch virtuellen Wassers systematisch erfasst. Der Wasserfußabdruck eines Landes gibt den Gesamtwasserverbrauch an, der „für die Produktion der Güter und Dienstleistungen benötigt wird, die die Bevölkerung dieses Landes in Anspruch nimmt.“8
Ähnlich dem persönlichen ökologischen Fußabdruck, der hier errechnet werden kann, gilt es nun, auch den persönlichen Wasserfußabdruck zu verringern.
Wie lässt sich virtuelles Wasser einsparen?
Dass vegan lebende und sich vegan ernährende Menschen nichts Tierisches konsumieren, verkleinert ihren Wasserfußbadruck, da die meisten tierischen Lebensmittel in der Herstellung mehr Wasser verbrauchen als pflanzliche. Ein Kilo Käse benötigt z.B. 5000 l Wasser.9 Die sog. Nutztiere verbrauchen ca. 8% des globalen Trinkwassers10; damit stellen sie die größte Verbrauchsgruppe dar, während nach wie vor rund 2,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben.11
Virtuelles Wasser gelangt nicht vollständig in den natürlichen Wasserkreislauf zurück! In den jeweiligen Produktionsländern kommt es teilweise zu Austrocknungen sowie zu enormer Verschmutzung von Gewässern. Beides hat Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung aber auch auf die Biodervisität. Dies trägt letztlich zur Verschlechterung der Lebensqualität der Menschen und Tiere vor Ort bei. Deswegen ist es sinnvoll, unseren Konsum zu verändern und zum Teil auch gezielt einzuschränken – auch als bereits vegan lebender Mensch. So stecken z.B. in einer einzigen Tasse Kaffee 140 Liter virtuelles Wasser.12
Es kann z.B. darauf geachtet werden,
– Obst und Gemüse saisonal,
– Obst und Gemüse regional,
– Mandarinen, Clementinen, Orangen, Grapefruit nur in der Zeit von Dezember bis April,
– möglichst Bioprodukte,
– Wein aus Europa zu kaufen;
– möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel zu kaufen, sondern Rohstoffe selbst zu
verarbeiten, wie zum Beispiel Tomaten zu Ketchup;
-wenn schon Kaffee, dann Hochlandkaffee zu kaufen, dort ist die Niederschlagsmenge höher
oder
– wasserneutralen Kaffee zu kaufen;
Auch bei Kleidung und Schuhen kann der Wasserfußabdruck verkleinert werden, vor allem, in dem man generell weniger kauft. So muss ja nicht bei jedem neuen Modetrend der Inhalt des ganzen Kleiderschranks erneuert werden. Beneidenswert sind hier die, die ihre Kleidung selbst herstellen können, wobei auch bei den verwendeten Stoffen auf die Herstellungsbedingungen geachtet werden sollte. Kleidung sollte schonend behandelt und gut gepflegt werden. Sie kann außerdem aufgepeppt, gebraucht gekauft und verkauft oder getauscht und ggf. auch geflickt oder repariert werden. Beim Kauf sollte auch auf das Herkunftsland und die Produktionsbedingungen geachtet werden.
Schuhe sollten ebenfalls gut gepflegt und bei Bedarf – neue Absätze, Nähte schließen – zur Schuhmacherei gebracht werden.
Auch beim Umgang mit Papier kann der Wasserfußabdruck reduziert werden. So stecken in 500 Blatt A4 Papier 5000 Liter virtuelles Wasser 13. Zeitungen und Zeitschriften können online gelesen, Bücher geliehen oder gebraucht gekauft oder als E-Books gelesen, Papier ggf. zweiseitig bedruckt, einseitig bedrucktes Papier noch als Schmierpapier verwendet werden.
Habt ihr noch mehr Tipps zur Verkleinerung des Wasserfußabdrucks?
Quellen:
1 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Umwelt/UmweltstatistischeErhebungen/Wasserwirtschaft/Tabellen/Wasserabgabe_2013.html“>
2 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Umwelt/UmweltstatistischeErhebungen/Wasserwirtschaft/Tabellen/Wasserabgabe_2013.html
3http://brockhaus.de/ecs/enzy/article/virtuelles-wasser
4http://brockhaus.de/ecs/enzy/article/virtuelles-wasser
Mulisch, Hans-Martin, Winter, Werner: Ressource Trinkwasser Wissen, was wir trinken, München, 2014, S.146
5Ebd. S. 147
6 Ebd.
7 http://virtuelles-wasser.de/wasserfussabdruck.html“>http://virtuelles-wasser.de/wasserfussabdruck.html
7 http://brockhaus.de/ecs/enzy/article/virtuelles-wasser“>http://brockhaus.de/ecs/enzy/article/virtuelles- wasser
9 https://vebu.de/tiere-umwelt/umweltbelastung-durch-fleischkonsum/energie-ressourcenverschwendung/wasserverschwendung-wasser-sparen-durch-ernaehrung/
10 FAO Livestock impacts on the environment 2006
11 https://www.unicef.ch/de/medien/medienmitteilungen/21-milliarden-menschen-haben-keinen-zugang-zu-sicherem-trinkwasser
12 http://virtuelles-wasser.de/kaffee_tee.html“>http://virtuelles-wasser.de/kaffee_tee.html
13 Mulisch, Hans-Martin, Winter, Werner: Ressource Trinkwasser Wissen, was wir trinken, a.a.O.S.147
Weitere Informationen gibt es hier:
http://virtuelles-wasser.de/beispiellaender.html
https://www.umweltbundesamt.de/daten/wasser/wasserressourcen-ihre-nutzung#textpart-3
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/wwf_studie_wasserfussabdruck.pdf
Für Lehrer*innen der Jahrgänge 3 bis 5, vielleicht interessant:
http://www.klassewasser.de/content/language1/downloads/Fallback_virtuelles-Wasser_Rundgang.pdf
Werbung?: https://shop.wvgw.de/Produkt-Katalog/Informationsmedien/Trinkwasser/Gewaesserschutz-VDG
Interessante Kinderbücher zum Thema Wasser, zum Teil nur noch in Bibliotheken oder gebraucht erhältlich:
Für Kinder ab 3 Jahre:
Reider, Katja: Guck mal: Wohin fließt das Badewasser, 2017, ISBN-13: 978-3551251244
Anderson, Judith: Kleine Forscher entdecken: Der Regentropfen, 2012, ISBN-13: 978-3737370554
Kuntu: Das Wasser gehört uns allen, ISBN-13: 978-3769823431
Für Kinder im Grundschulalter:
Schuh, Bernd: Wasser. Lesen Staunen Wissen, 2012, ISBN-13: 978-3836955751
Wilhelmi, Margot; Hintermeier-Erhard Gerd: Wasser, 2011, ISBN-13: 978-3831019113
Palatnik, David; Felzenszwalb, Israel: Wasser, 2015, ISBN-13: 978-1514661192