Ein Tag vegan in Hannover
Da wir mal eine Woche gemeinsam verbrachten, bei Instagram von der Veggienale & FairGoods in Hannover erfuhren, die niedersächsische Landeshauptstadt gut erreichbar ist, beschlossen wir, mit dem Niedersachsenticket dorthin zu fahren, die Messe zu besuchen und am frühen Abend im allseits, auch im Fernsehen, gepriesenen, ältesten vegetarischen und seit 2012 rein veganen Restaurant Hiller essen zu gehen.
Wir können nicht sagen, was genau wir uns vorgestellt hatten, aber das Angebot auf der Messe war sehr überschaubar und für uns zum Teil auch sehr esoterisch. Dass es nicht nur vegane, sondern auch vegetarische Stände geben würde, war uns klar. Dass auch Parteien dort werben würden, dagegen nicht. Sehr hilfreich war, dass es eine erstaunlich umfangreiche Liste veganer Cafés, Eisdielen und Restaurants in Hannover gab. Nicht hilfreich war der Hinweis auf dem Onlineticket, die Messe sei mit der U-Bahnlinie 11 zu erreichen. Toll wäre für Nicht-Hannoveraner, wir waren bestimmt nicht die einzigen, der Hinweis gewesen, dass diese Linie nicht direkt am Bahnhof abfährt, sondern von dort erst die Linie 10 (so haben wir es dann gemacht) genommen und dann umgestiegen werden muss. Wir verließen also diese bis auf zwei Stände für uns uninteressante Veranstaltung schnell wieder und machten uns auf den Weg in die Innenstadt.
Dort folgten wir einer Empfehlung auf der o.a. Liste, vielen Dank den Ersteller*innen, und landeten im Café Gleichklang. Hier gibt es außer leckeren Kuchen und warmen Mahlzeiten auch ein Frühstücksangebot.
Alles dort schmeckte uns sehr gut und die Bedienung war total freundlich. Anschließend ging es zu einem ausgedehnten Bummel in die Innenstadt. Unterwegs reservierten wir einen Tisch im legendären Restaurant Hiller. Wir wollten früh, um 17.30 Uhr, essen denn das Winterkind war mit von der Partie und wir mussten ja noch mit dem Zug zurück und dann mit dem Bus nach Hause.
Der Hiller Homepage war zu entnehmen, dass ein Buffet angeboten würde. Den Buffet-Infos war dagegen nicht zu entnehmen, dass es kein Angebot à la carte geben würde, dem Speisekarten-Info übrigens auch nicht, denn dort steht: „Frische raffinierte Salate, deftige vegane Hauptgerichte und eine reichhaltige Getränkeauswahl. Neben unseren Buffets und Tagesgerichten können Sie auch aus unserer Karte wählen.“
Wir waren hungrig, also setzten wir uns. Was dann folgte, war alles in allem eine riesige Enttäuschung.
Doch berichten wir der Reihe nach. Vor dem Essen Händewaschen, also ging es nach oben (nicht barrierefrei) zur Toilette. Diese war zwar sauber, aber auf dem elektrischen Händetrockner hatte sich der Staub schon in eine klebrige Masse verwandelt. Ist es ein Problem, dieses kleine Gerät regelmäßig abzuwischen?
Zurück am Tisch, bekamen wir die Speisekarten, um dann zu erfahren, dass es nur Buffet gäbe – siehe oben. Wir orderten Getränke und erkundeten das Buffet. Außer der Gemüsesuppe war übrigens keine Speise beschriftet. Diese Gemüsesuppe sah sehr lecker aus, es dominierte aber ein Gewürz sehr stark, das es für zwei von uns unmöglich machte, die Suppe wirklich zu genießen. Vom Salatbuffet nahmen wir ein paar Gurken und Tomaten, viele Salate wirkten, als seien sie aus Glas oder Dose. Das Winterkind wollte den Nudelsalat, aus dem es dann lediglich alle Nudeln herauspickte und uns das Aufessen seiner Reste überließ.
Die Hauptspeisen wurden in den typischen Behältern warmgehalten und bei ihrem Anblick kam unwillkürlich der Gedanke auf, dass sie sich dort wohl schon seit dem Mittagsbuffet befanden. So probierten wir uns durch die verschiedenen Gemüsebeilagen. Chili und Ratatouille (nehmen wir an) sahen ganz gut aus und schmeckten auch, während der Rosenkohl und auch die Kartoffeln in Sahne(?) zum Teil leider noch sehr hart, die Bohnen dafür um so weicher waren. Was ist an der Zubereitung von Rosenkohl und Bohnen schwierig? Mit Zwiebeln wurde großzügig umgegangen, sie begleiteten so ziemlich jedes Gemüse. Die Bratlinge waren schnell aus und es dauerte fast 30 Minuten, bis der Behälter wieder aufgefüllt wurde. Insgesamt war das simple Küche auf niedrigem Niveau mit Speisen, die meistens eh vegan ist. Wir möchten an dieser Stelle erstens anmerken, dass wir hier zwar viele einfache und preiswerte Rezepte posten, aber sie alle etwas gemeinsam haben, sie schmecken und sind mit Liebe zubereitet. Zweitens haben wir wahrlich keine Gourmetküche wie z. B. im Lucky Leek erwartet, aber doch zumindest eine gute Qualität.
Als Dessert gab es kleine Teiggebilde, die aber so schnell aufgegessen waren, dass an unserem Tisch nur eines landete. Ferner wurden eine Creme und eine Fruchtgrütze angeboten. Die Grütze fanden wir in Ordnung, in der Creme herrschte, ähnlich wie in der Suppe, wieder ein Gewürz vor. Am Nachbartisch kam die Creme aber gut an. Die Damen zu unserer rechten Seite, verließen nach einem Blick auf das Buffet das Restaurant ohne zu essen wieder. Sie waren nur etwas hungrig und wollten nur einen Salat und nicht vom Buffet essen. Das ging aber nicht. Warum eigentlich?
Mein Nachtischteller vom Tellerstapel war nicht sauber und ich holte mir einen neuen, Teelöffel gab es keine mehr und als ich das sagte, wurde mir einer in die Hand gedrückt. Daraufhin wiederholte ich, dass gar keine Teelöffel vorhanden mehr wären und erhielt keine Antwort.
Als es an dann ans Bezahlen ging, sollten wir für das Winterkind zunächst auch den vollen Preis von 17€ bezahlen, wir reklamierten erfolgreich.
Wir vergleichen nicht gern, aber wenn wir das wirklich nicht außergewöhnliche Angebot im Restaurant Hiller für 17 € auch preislich mit dem riesigen, einfallsreichen und extrem leckeren Angebot beim Brunch im Berliner Viasko vergleichen, tun sich da Welten auf. Leider existiert das Viasko wohl pandemiebedingt nicht mehr.
Wir werden aber noch häufiger nach Hannover fahren und andere Gastronomien von der o.a. Liste besuchen.