Catan – Energien – eigenständiges Spiel Kosmos
Catan – Energien
eigenständiges Brettspiel
Klaus Teuber, Benjamin Teuber
Kosmos Verlag (15. August 2024)
59,90 €
Mit „Catan – Energien“ stellen wir zum ersten Mal ein Spiel vor. Das tun wir, weil Brettspiele sich seit der Pandemie großer Beliebtheit erfreuen und dieses Spiel zu unserem Blog passt. „Catan – Energien“ ist ein eigenständiges Spiel und keine Erweiterung!
Vor mittlerweile 29 Jahren gewann „Die Siedler“ von Catan, erdacht von Klaus Teuber, den „Spiel des Jahres“ Preis und schickte sich an, ein modernder Brettspielklassiker zu werden, millionenfach verkauft, mit Erweiterungen, Szenarien und eigenständigen Ablegern bedacht und heute wohl in nahezu jedem Haushalt bekannt, in dem auch nur ab und an mal ein Brettspiel auf den Tisch kommt.
Längst haben sich die Menschen auf „Catan“, wie das Spiel inzwischen benannt ist, aus der Wikingerzeit in die Gegenwart und sogar die ferne Zukunft aufgemacht, beispielsweise im 2019 neu aufgelegten „Catan: Sternenfahrer“.
Catan ist eine erfolgreiche Marke, die inzwischen auch ihren Schöpfer überdauert, nachdem Klaus Teuber im Frühjahr 2023 im Alter von 70 Jahren verstorben ist.
Mit „Catan: Energien“, erschienen im August 2024, haben wir nun das letzte Catan auf dem Tisch, an welchem Klaus Teuber selbst noch gearbeitet hat. Bereits seit einigen Jahren wurde er bei der Arbeit an neuen Catan-Ideen von einem seiner Söhne, Benjamin Teuber, unterstützt. Zusammen haben sie sich mit „Energien“ einem naheliegenden, weil wichtigen Thema gewidmet, dem Klimawandel. “
Auf Catan ist das 21. Jahrhundert angebrochen und wie im echten Leben auch steht die Inselbevölkerung vor der Herausforderung, den steigenden Energiebedarf zu decken, ohne dabei die Insel als Lebensraum für uns Menschen zu zerstören. Denn der Bau neuer Dörfer (Siedlungen) und Forschungsstädte (Städte) erhöht den Grad an Umweltzerstörung und beschleunigt das Auftreten von Umweltkatastrophen. Der Bau schmutziger Kraftwerke, die uns mit der benötigten Energie versorgen, tut sein Übriges hinzu. Einzig der Bau grüner Kraftwerke hilft uns, unsere Umweltbilanz zu verbessern, kostet uns aber auch mehr Ressourcen.
Im Kern spielen wir hier ein klassisches Catan: Wir beschaffen uns durch passende Würfelergebnisse Ressourcen, tauschen diese mit unseren Mitspielenden und bezahlen anschließend den Bau von Straßen, Siedlungen und Städten. So breiten wir uns auf der Insel immer weiter aus, bis am Ende jemand 10 Siegpunkte erreicht hat und das Spiel gewinnt. Ein einfaches, seit 1995 revolutionäres Spielprinzip, das noch heute funktioniert.
Durch die in Form einer Verschmutzungsleiste drohende Umweltzerstörung bringt uns das Autorenduo aber geschickt unter Zugzwang. Denn in „Catan-Energien“ müssen wir, auf Basis dieser Leiste, vor dem Würfeln immer erst Umweltereignisse aus einem Beutel ziehen und abhandeln. Das kann einerseits zu Problemen führen, wenn beispielsweise Überschwemmungen auftreten und Umweltschäden in unseren Städten verursachen. Andererseits endet das Spiel vorzeitig, sobald in besagtem Beutel keine Umweltereignisse mehr enthalten sind. In diesem Fall haben wir alle gemeinsam verloren, Catan ist unbewohnbar geworden.
Wir stecken also in einem allzu bekannten Dilemma: Expandieren wir zügig und billig, setzen auf schmutzige Kraftwerke und viele Siedlungen und Städte? Dann erreichen wir vielleicht unser persönliches Ziel, erste*r zu werden, riskieren aber den Untergang der gesamten Insel. Oder sparen wir Ressourcen, investieren in umweltfreundliche, aber teurere Kraftwerke und tun damit der Insel etwas Gutes, verlieren aber vielleicht das Spiel?
Dieses Dilemma müssen alle Mitspielenden jede Runde aufs Neue für sich beantworten, während Umweltereignisse auftreten, Ressourcen erwürfelt und gewonnene Energie in Spielvorteile umgemünzt werden.
Die größte Herausforderung mag dabei für Catan Fans daran liegen, trotz aller bekannter Aspekte den Fokus auf die neuen Spielelemente nicht zu verlieren. Für Menschen, die Catan grundsätzlich kennen, aber vielleicht selten zu Brettspielen greifen, mögen die im Vergleich zum „normalen“ Catan zahlreichen Möglichkeiten mitunter herausfordernd sein, trotz gut geschriebener Anleitung.
Passend zum Thema des Spiels und sicherlich zur Freude vieler Catanpuristen sind die zentralen Spielfiguren in dieser Version (wieder) aus Holz gefertigt. Ansonsten kommt viel Pappe zum Einsatz, wobei Holz und Pappe laut Angaben des Verlags FSC zertifiziert sind, also aus Wäldern nachhaltiger Bewirtschaftung stammen. Die Plastikkartenhalter wiederum wurden aus Green-PE gefertigt, einem „Bio-Kunststoff“ aus nachwachsenden Rohstoffen.
Das Thema Nachhaltigkeit ist bei einem Hobby wie Brettspielen noch immer eines mit großem Diskussionsbedarf. Spiele werden oft in Asien gefertigt und verschifft, sind in Plastikfolie eingeschweißt und setzen viel auf Plastikkomponenten. Hinzu kommt der Trend zu sog. Legacygames, die quasi durchgespielt werden können und danach nur in Ansätzen für den Gebrauchtmarkt funktionieren oder für diesen gar nicht mehr infrage kommen. Von daher ist es definitiv begrüßenswert, wenn Verlage und große Marken wie Kosmos sich dieser Thematik annehmen.
Catan – Energien ist ein thematisch stimmiges, schön illustriertes Spiel mit interessanten neuen Spielelementen, das im Kern weiterhin das bekannte Catan Erlebnis bietet. Wir empfehlen dieses Spiel allen Brettspielfans und denen, die es werden wollen.
Der Verlag hat uns das Spiel kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir haben es gespielt und unsere eigene Meinung gebildet sowie diese Rezension selbst verfasst.
ACHTUNG WERRBUNG: Dieser Link führt zur Verlagsseite, dieser zum Spiel und der Bestellmöglichkeit.
Aus dem Kosmos Verlag haben wir außerdem die Bücher „Kruut – Wildpflanzen im Alltag“ „Huckepack“, „Und jetzt retten wir die Welt“, „Guck mal tief in die Nacht“, „Guck mal tief ins Meer“ und „Guck mal tief unter die Erde“ und „Wer bist denn du? – Im Garten“ sowie den Kindernaturführer „Was lebt im Garten“ vorgestellt.
